Okzitanische Ortsnamen

Okzitanische Ortsnamen

Die Ortsnamenforschung (Wasserläufe, Oberfl ächengestaltung, Gemeinden, Stadtviertel, Parzellen, aber auch Vegetation oder Weg- und Straßennamen) nennt man auch Toponymie. Sie stellt sowohl in den okzitanischen Gebieten, als auch außerhalb ein Kulturerbe dar und stützt sich auf genaue Studien der Geschichte und der Geographie (Gebiet, Karten, Kataster, notarielle Akten, Umfragen) sowie auf gute Sprachkenntnisse.

Seit einigen Jahren zeigt sich ein breites Publikum sehr interessiert
an der okzitanischen Kultur. Dafür werden viele Informationen über
das kulturelle Erbe benötigt. Ist nicht gerade die Vermittlung des
Kulturerbes eine der Aufgaben der lokalen oder regionalen Vertreter
oder der Verantwortlichen für Tourismus? Zumal es gerade die Grundzüge der Kultur sind, die es zumindest ansatzweise ermöglichen, sich die teils vergessene Kultur wieder anzueignen. Die Hervorhebung des Ortsnamen in einer zweisprachigen Beschilderung und deren Erklärung durch verschiedene Hilfsmittel kann eine pädagogisch wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig wird so die Reputation der Sprache, welche eines unserer wichtigsten Kommunikationsmittel darstellt, wieder hergestellt… außerdem ermöglicht sie, das Umfeld zu verstehen. In der Unternehmenswelt haben schon eine Akteure, ganz zu ihrem Vorteil, die Initiative ergriffen und berufen sich dabei auf die sprachliche
Identität der Region oder des Gebietes. Es handelt sich hierbei aber
nicht um eine Spielerei aus der Vergangenheit, denn vielmehr reiht
sich die okzitanische Sprache, wie andere jahrhundertealte Sprachen
auch, in die multikulturelle Vielfalt Europas ein.

Eine Hilfe zur Wertschätzung der okzitanischen Ortsnamen

In Zusammenarbeit mit dem Centre de Ressources Occitanes et méridionales (Zentrum für okzitanische und meridionale Quellen) hat das Institut d’Estudis Occitans (IEO, Institut für okzitanische Studien) einen praktischen Führer herausgebracht. In sechs Kapiteln wird erklärt, wie die okzitanische Toponymie durch zweisprachige Orts- und Straßenbeschilderungen vor allem in den Ballungsräumen, aber auch die graphische Normierung der okzitanischen Ortsnamen zur Geltung gebracht werden kann. Dieses Dokument kann unter www.ieo-oc.org heruntergeladenwerden. Außerdem besitzt die IEO, nach der Unterzeichnung einer Konvention mit dem Office de la langue bretonne, eine Datenbank, die es ermöglicht, die von Fachmännern im Laufe der letzten Jahre gesammelten Arbeiten und durchgeführten Studien zusammenzutragen. Wir können ebenfalls der Nachfrage nach toponymischen Studien und Übersetzungen von Ortsnamen ins Okzitanische gerecht werden.

IEO, 11 rue Malcousinat, 31000 Toulouse, 05 34 44 97 11, direccion@ieo-oc.org

Einige Ortsnamen auf Okzitanisch

Nach der offi ziellen Ortsbezeichnung steht fettgedruckt die okzitanische Form, gefolgt von seiner eigentlichen Bedeutung falls
bekannt.

In der Gascogne
Bagnères-de-Bigorre: Banhèras de Bigòrra, „die Bäder von Bigorre“
Baigts-Chalosse: Vaths de Shalòssa, „Täler [des Landes] von Chalosse“
Castagnède: Castanhèda, „Kastanienhain“.

Im Languedoc
Lacaune: La Cauna, „die Höhle, die Grotte“
Mazamet: Mas Asamet, „Asamets Hof“ (Koseform von Adam)
Le Ségur / Montségur: Lo segur / Montsegur, „der sichere Ort / der sichere Berg“.

Im Limousin
Bourganeuf: Borgon Nuòu, „die neue Stadt“
Egletons: Aus Gletons, von Glutonibus im Jahr 1075, < Eigennamen Gliuto zusammengezogen mit der Präposition es = „bei den Gliutos“
Oradour: Aurador, auf okzitanisch orador, „Rede“.

In der Auvergne
La Bourboule: La Borbola < gallisch *burbula, „schlammiges Gewässer, Schlammloch“ < Borvo, Gott der mit Thermalquellen in Verbindung gebracht wird
Lavaudieu : La Vau Diu, „Tal Gottes“
Montusclat : Mont Usclat < okzitanisch usclar, „brennen“.

In der Provence
Aubagne: Aubanha < Latein Albania [villa],
„Albanius’ (Land)Gut / Besitz“
Les Baux: Lei Baus < Okzitanisch bau, „escarpement“, Wort vorkeltischer Herkunft
Fayence: Faiença < Latein fagentia, „Buchenhein“ < fagus, „Buche“

Im Alpenland (Daufinat, País Gavòt)
Die: Dia < Latein Dea [Augusta Vocontorum], „die Stadt des Volkes der Voconces“.
Digne: Dinha < Latein Dinia [villa], „(Land-)Gut / Besitz von Dinius“.
Rioupéroux: Riu perós, „steiniger Bach“ (Latein rivus petrosus).

Einige Referenzen, um die Orstnamen der Okzitanie zu verstehen

Astor (Jacques), Dictionnaire des noms de familles et des noms de lieux du midi de la France, Éditions du Beffroi, 2002.

Boyrie-Fénié (Bénédicte) et Fénié (Jean-Jacques), Toponymie des pays occitans, Éditions Sud Ouest, 2007.

Fénié (Bénédicte et Jean-Jacques), Dictionnaire des pays et provinces de France, Collection Références, Éditions Sud Ouest, 2000.

 
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