Die okzitanische Literatur heute

Die okzitanische Literatur heute

Nach 1945 lebt die okzitanische Literatur nicht nur in den Erinnerungen an vergangenen Ruhm, von den Troubadours im Mittelalter über die Dichter des 16. und 17. Jahrhunderts bis hin zum Félibrige mit Frédéric Mistral.

In der Poesie illustrieren die Figuren von Max Rouquette, Bernard Manciet, Max-Philippe Delavouët oder Marcelle Delpastre, René Nelli nicht zu vergessen, die Vielfalt und die laute Stimme der zeitgenössischen okzitanischen Dichtkunst.

Unter den heutigen Dichtern vertreten Yves Rouquette, Bernard Lesfargues, Serge Bec, Jean-Marie Petit und Jean Larzac die ältere Generation, Autoren umfassender Werke. Einige Jahre jünger sind Jean-Luc Sauvaigo, Jean-Yves Royer, Philippe Gardy, Roland Pécout,
Jean-François Mariot oder der Italiener Claudio Salvagno unter anderem Stellvertreter für die Vielfalt der heutigen okzitanischen Poesie.

Auch wenn die Dichtkunst des Oc noch immer seinen Platz vertritt, geht die Tendenz in Richtung narrativer Prosa, wie in den Werken von Jean Boudou, Bernard Manciet, Robert Lafont oder Yves Rouquette festzustellen ist und zahlreiche andere Autoren veröffentlichen zurzeit Sammlungen mit Novellen, historischen Romanen, Chroniken, Erzählungen, Memoiren...

In den letzten dreißig Jahren ist auch eine Weiterentwicklung des Kriminalromans festzustellen, von Florian Vernet bis hin zu Jean-Louis Lavit : erfolgreiche Etablierung des Okzitanischen in der Literatur.
Als Vertreter der Satire ist die scharfe Feder Jan dau Melhaus oder der bissige Humor Jean-Claude Roulets zu nennen.

Im Spielraum der volkstümlichen Sprache, bleibt das Märchen eine Gattung, die offen für die okzitanischen Autoren ist, unter ihnen Jean Boudou, Marcelle Delpastre oder André Lagarde und die ethnographischen Sammlungen von M. Delpastre öffnen eine verblüffende Originalität und eine rätselhafte Schönheit wie in
Bestiari lemosin.

In der Fülle der Theaterproduktionen ragen die Werke von Max
Rouquette, Max-Philippe Delavouët, Charles Galtier, die starken und
großartigen Stücke von Antoine Dubernard etc. heraus. Werke, die
trotzdem viel zu selten aufgeführt und inszeniert werden.

Ende des 21. Jahrhunderts bewährt sich die okzitanische Literatur mit ihrer wunderbaren Lebenskraft, reich an ästhetischer und dialektaler Vielfalt. Sie bleibt dennoch Zeichen der Modernität und Weltoffenheit des Okzitanischen, ohne eine verstaubte Referenz für
die vergangene Blüte dieser Regionalsprache zu sein.

Joan Eygun

 
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